Hallo meine Lieben,
und alle anderen, die sich hier her verirren.
Um mich und in mir war es in den letzten Jahren sehr turbolent und ich dachte mir, um einen Überblick zu behalten, ist das hier genau das Richtige :-)

Sonntag, 27. November 2011

Tierfutter


Oder: „Man sollte nicht alles glauben, was man liest“

In den letzten Wochen habe ich mich recht intensiv mit dem Thema Tierfertigfutter und dem Marketing drum herum beschäftigt und bin zu einem Schluss gekommen:
Der Konsument will sich verarschen lassen.^^
Bei vielen Angaben kann man sich schon denken, dass das wohl eher Verkaufsstrategie statt Bedacht ums Tier ist, doch einiges zieht einem erst mit ein bisschen Hintergrundwissen die Schuhe aus und lässt am Verstand der Menschen zweifeln.

Sicher wissen alle, die ihren Liebling mit Fertigfutter füttern, und dabei ist es völlig egal ob Dose oder Trocken, dass das nicht so optimal ist. Aber es ist am einfachsten, geht am schnellsten und ist bezahlbar. Das kann ich absolut nachvollziehen, unsere 4 sind auch mit der Dose aufgewachsen und denen geht’s super. Doch wenn man mal auseinanderklamüsert, was in dem Zeug so alles drin steckt, was da gar nicht rein gehört, da wird einem sogar als Mensch schlecht.

Doch zuerst mal zum nahrungstechnischen Hintergrund unserer Liebsten.
Hunde sind evolutionär bedingt Allesfresser mit einer besonderen Vorliebe für Fleisch. Rein physiologisch gesehen könnte man einen Hund sogar vegetarisch ernähren. Er würde sich nicht drüber freuen und hätte vermutlich dauernd Verstopfung, aber er würde überleben, denn er könnte seinen Vitamin-, Fettsäuren- und Aminosäurenbedarf über das Futter decken.
Eine Katze, die einige Tage kein Fleisch bekommt wird sterben.
Denn Katzen sind reine Fleischfresser.
Sie haben eine essentielle Aminosäure mehr als der Hund nötig. Essentiell bedeutet, dass sie überlebensnotwendig und nur aus der Nahrung aufzunehmen ist. Der Körper kann sie nicht selbst herstellen. Auf jeder Katzenfutterpackung steht immer nochmal extra beworben drauf, dass auch Taurin drin ist. Die eben angesprochene Aminosäure. Es steht allerdings nicht auf der Verpackung, dass Taurin in jedem dunklen Fleisch zu genüge drin ist.
Der findige Konsument könnte sich jetzt ausrechnen: wenn die Firma extra mit Taurin, was ja eigentlich in Fleisch drin ist, werben muss, was zum Henker ist dann eigentlich in dem Futter drin?
Ganz zu schweigen davon, dass sie damit werben keine künstlichen Farb- und Aromastoffe zu verwenden.

Hierzu ein kurzer Exkurs:
Man unterscheidet zum einen Trockenfutter und Nassfutter.
Trockenfutter ist kalorienreicher, da es mehr Grundstoff pro Volumen enthält.
Ein Beispiel:
Im Trockenfutter sind 10% Wasser und 90% Grundstoff.
Angenommen wir haben hier pro 100gr. 32% Rohprotein angegeben.
Im Nassfutter sind 80% Wasser und 20% Grundstoff.
Bei dem gleichen Verhältnis wie oben (32% in 90%) hätten wir hier in 100gr 7,11% Rohprotein.

Trockenfutter macht also schneller dick und Dosen sind teures Wasser.
Trockenfutter sorgt wenigstens noch minimal für Zahnabrieb (lange nicht so, wie die Werbung verspricht), dafür kommt Nassfutter von der Konsistenz noch eher an die natürliche Nahrung ran.

Zum anderen unterscheidet man auf der Dose oder der Trockenfutterpackung zwischen der Analyse und den Ingredienten. Basierend auf der obigen Rechnung sind die Prozentzahlen beim Trockenfutter im Vergleich zum Nassfutter immer um ein vielfaches höher.

Ein Trockenfutterbeispiel für die Analyse:
Das ist ein Katzenfutter, ein Hundefutter sieht aber genauso aus.
Rohprotein: 32% - Der Gesamteiweißgehalt (Energie)
Rohfett: 12,50% - Der Gesamtfettgehalt (Energie)
Rohfaser: 1,50% - stimuliert Darmtätigkeit und unterstützt Verdauung
Rohasche: 8% - hier sind alle anorganischen Stoffe, also Vitamine und Mineralien versammelt
Kalzium: 1,10%
Phosphor: 1%
Magnesium: 0,11%
Kupfer als Kupfer-(II)-sulfat: 10mg
Taurin: 1.000mg
Vitamin A: 12.000IU
Vitamin D3: 12.000IU
Vitamin E (Tocopherole): 150mg

Wichtig sind nur die ersten 4 Angaben, denn alles was danach kommt ist in die Rohasche schon mit eingerechnet.
Das IU bei den Vitaminen bedeutet International Unit.

Wer aufgepasst hat, dem wird nicht entgangen sein, dass eine Angabe fehlt, die eines wichtigen Energielieferanten. Der Gesamtkohlehydratgehalt muss nicht angegeben werden. Er lässt sich aber berechnen und liegt in diesem Fall bei: 46%

Die Energielieferanten, die man für eine Energieberechnung heranzieht, sind Eiweiß, Fett und Kohlehydrate, wobei das Fett die meiste Energie liefert.
Proteine liefern 4kcal/100gr, ebenso die Kohlehydrate während Fett 9kcal/100gr bringt.
Daraus ergibt sich, dass 100gr unseres Beispielfutters 424,5kcal liefern.

Mit weiteren Angaben zum Tier und einigen Formeln und Faktoren lässt sich so errechnen, wie viel eines bestimmten Futters ein bestimmtes Tier fressen muss, um den Tagesbedarf an Energie zu decken.

Inwieweit damit dann auch der Vitamin- und Mineralbedarf gedeckt sind liegt daran, ob es sich um ein ausgewogenes oder ein Ergänzungsfutter handelt.

Doch nun zum spannenden Teil, den Ingredienten:
Getreide (min 4%),
Pflanzliche Eiweißextrakte,
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (min. 4% Huhn in den hellbraunen Stückchen, min. 4% Fleisch in der fleischigen Füllung der Knackits),
Öle und Fette,
Mineralstoffe,
Pflanzliche Nebenerzeugnisse,
Gemüse (min 4% Karotten in den orangenen Stückchen, min. 4% Erbsen in den grünen Stückchen)

Es gibt 2 Arten der Etikettierung für die Ingredienten.
Zum einen so wie oben bei unserem Beispielfutter.
Zum anderen bis ins letzte detailliert:

Hühnerfleisch (min 14%),
Hühnerleber,
Reis (min. 4%),
Rohfaserstoffe,
Sonneblumenöl,
Fischöl,
Fructo-Oligo-Saccharriden,
Mineralien

Diese verschiedenen Methoden bieten verschiedene Vor- und Nachteile für den Produzenten. Das, was Mengenmäßig am meisten drin ist muss immer als erstes stehen. Das ist in der Regel in allen Futtern Getreide in irgendeiner Form. Doch es sind immer verschiedene Getreidesorten in jeweils relativ kleinen Mengen drin, deshalb landen sie bei den Einzel-Angaben recht weit hinten während das Fleisch vorne steht, bei den Gesamtgehaltangaben stehen sie in der Regel als erstes. Aus diesem Grund verwendet man bei Nassfuttern, die den Anschein erwecken sollen hauptsächlich aus Fleisch zu bestehen die 2. Version, während der Konsument bei Trockenfutter allein schon wegen seiner Beschaffenheit damit rechnet, dass da Getreide drin sein muss. Dort verwendet man meist die erste Variante. Der Vorteil von ihr ist, dass man die einzelnen Ingredienten wechseln oder in Anteilen verändern kann, ohne das Etikett ändern zu müssen, solange der Gesamtanteil stimmt. Damit ist man flexibler in der Reaktion auf die Weltmarktpreise der verwendeten Rohstoffe und präsentiert nebenbei seinem Konkurrenten nicht öffentlich das eigene Rezept bis ins letzte Detail.

Nehmen wir doch die Ingredientenlisten auseinander:
Getreide, min 4% bedeutet deutlich mehr als 4%! Sonst würde es ja auch nicht vorne stehen. Hinter „Getreide“ oder Rohfaserstoffen kann alles stecken: Mais, Soja, Weizen, Reis, Gerste, Roggen, etc. Es ist ein guter Kohlehydrat- und damit Energieliefernt. Soja bringt zusätzlich noch preiswerte Proteine in die Analyse. Die nennen sich dann pflanzliche Eiweißextrakte.

Pflanzliche Nebenerzeugnisse sind alle bearbeiteten Getreidearten, z.B. Mehle oder gepuffter Mais. Dadurch macht man das Getreide und damit das Futter leichter verdaulich.

Gemüse (min 4% Karotten in den orangenen Stückchen, min. 4% Erbsen in den grünen Stückchen) klingt ja erst mal nicht schlecht, schließlich ist Gemüse gesund. Doch dazu müsste man erst mal zählen, wie viele orangene und grüne Stückchen in 100gr Mischung zu finden sind. Ausgerechnet auf den Gesamtgehalt an Gemüse schrumpft der plötzlich auf eine Zahl hinter dem Komma – mit einer Null davor.
Abgesehen davon, dass die Vitamine und die Farbe des Gemüses bei der Produktion durch die Hitze ohnehin zerstört und später künstlich wieder zugefügt werden. Und wenn drauf steht, dass keine „künstlichen“ Stoffe verwendet werden, bedeutet das nur, dass sie natürlichen Ursprungs sind. Wie das Vanillin aus einem Nebenprodukt (einem Überbleibsel vom Holz) der Papierindustrie. Hat nix mit Vanille zu tun, schmeckt aber so.

Und nicht vergessen: wir reden hier immer noch über ein Katzenfutter … und Katzen sind reine Fleischfresser…

Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (min. 4% Huhn in den hellbraunen Stückchen, min. 4 % Fleisch in der fleischigen Füllung der Knackits), mit der gleichen Rechnung wie beim Gemüse landen wir vermutlich auf einem noch geringeren Wert, da es sich hier um noch teurere Rohstoffe handelt.
„Fleisch“ kann sowas sein wie Hühnerfleisch und Hühnerleber (aus Mastbetrieben meist ein relativ preiswerter Rohstoff im Vergleich zu Schwein und Rind) oder Schlachtabfälle. Tierische Nebenerzeugnisse sind dann z.B. Fleischmehl, Tiermehl (darf nur in der Nutztierhaltung nicht mehr eingesetzt werden), Knochenmehl, Fette, Fischmehl, etc.
Diese Gruppe liefert hauptsächlich Proteine, aber auch Fette und einige Mineralen, z.B. Calcium.

Öle und Fette können in diesem Fall auch alles sein, tierisch und pflanzlich, wobei hier auch pflanzlich wieder preiswerter ist. Sie liefern den Löwenanteil der benötigten Energie.

Zucker, der in irgendeiner Weise noch hinzugefügt wird, dient als sofortiger Energielieferant und hebt die kcal-Angabe des Futters. Außerdem gibt Karamel eine fleischige Farbe.
Vitamine und Mineralien werden als fertiger Mix hinterher dem Futter zugefügt und untergemengt.

Da sollte man sich tatsächlich überlegen, ob man nicht das barfen anfängt, wobei auch das seine Risiken birgt. Erst gut informieren und nicht einfach so drauf los füttern. Da kann man noch mehr mit falsch machen als mit einem „guten“ ausgewogenen (!) Fertigfutter.

Wirklich artgerecht sind die wenigsten Massenfuttermittel, vom Nagetier bis zum Pferd.
Nagetierfutter ist viel zu energiereich und leicht zu kauen: Zahnprobleme und Tierarztbesuche schon vorprogrammiert.
Pferdefutter ist oft auch zu kalorienreich, wodurch zu kurz gefressen und zu wenig gekaut und gelaufen wird. Übergewicht, Stereotypen durch Langeweile, Zahnprobleme und Stresskoliken sind häufige Folgen.
Hunde- und Katzenfutter besteht zu einem immensen Teil aus Getreide. Der Hund kommt damit noch ganz gut klar, zumal wenn er hin und wieder noch ein paar Reste vom Mittagessen abkriegt. Für die Katze ist das eher ein Problem, denn sie ist gar nicht drauf ausgelegt. Da sind schon ein paar Mäuschen die Nacht notwendig um wirklich den Bedarf an Artgerechtigkeit zu decken. Und dann schreien alle wieder wegen ein paar Bandwürmern…tja, Natur ist halt Natur.

Und die Tierfutterindustrie genau das, was ihr Name verspricht: eine Industrie.
Hier steht mal wieder nicht das Tier sondern das Geld im Vordergrund.

In diesem Sinne,
eure Kati

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