Oder: „Man sollte nicht alles glauben, was man liest“
In den letzten Wochen habe ich mich recht intensiv mit
dem Thema Tierfertigfutter und dem Marketing drum herum beschäftigt und bin zu
einem Schluss gekommen:
Der Konsument will sich verarschen lassen.^^
Bei vielen Angaben kann man sich schon denken, dass das
wohl eher Verkaufsstrategie statt Bedacht ums Tier ist, doch einiges zieht
einem erst mit ein bisschen Hintergrundwissen die Schuhe aus und lässt am
Verstand der Menschen zweifeln.
Sicher wissen alle, die ihren Liebling mit Fertigfutter
füttern, und dabei ist es völlig egal ob Dose oder Trocken, dass das nicht so
optimal ist. Aber es ist am einfachsten, geht am schnellsten und ist bezahlbar.
Das kann ich absolut nachvollziehen, unsere 4 sind auch mit der Dose
aufgewachsen und denen geht’s super. Doch wenn man mal auseinanderklamüsert,
was in dem Zeug so alles drin steckt, was da gar nicht rein gehört, da wird
einem sogar als Mensch schlecht.
Doch zuerst mal zum nahrungstechnischen Hintergrund
unserer Liebsten.
Hunde sind evolutionär bedingt Allesfresser mit einer
besonderen Vorliebe für Fleisch. Rein physiologisch gesehen könnte man einen
Hund sogar vegetarisch ernähren. Er würde sich nicht drüber freuen und hätte
vermutlich dauernd Verstopfung, aber er würde überleben, denn er könnte seinen
Vitamin-, Fettsäuren- und Aminosäurenbedarf über das Futter decken.
Eine Katze, die einige Tage kein Fleisch bekommt wird
sterben.
Denn Katzen sind reine Fleischfresser.
Sie haben eine essentielle Aminosäure mehr als der Hund
nötig. Essentiell bedeutet, dass sie überlebensnotwendig und nur aus der
Nahrung aufzunehmen ist. Der Körper kann sie nicht selbst herstellen. Auf jeder
Katzenfutterpackung steht immer nochmal extra beworben drauf, dass auch Taurin
drin ist. Die eben angesprochene Aminosäure. Es steht allerdings nicht auf der
Verpackung, dass Taurin in jedem dunklen Fleisch zu genüge drin ist.
Der findige Konsument könnte sich jetzt ausrechnen: wenn
die Firma extra mit Taurin, was ja eigentlich in Fleisch drin ist, werben muss,
was zum Henker ist dann eigentlich in dem Futter drin?
Ganz zu schweigen davon, dass sie damit werben keine künstlichen Farb- und Aromastoffe
zu verwenden.
Hierzu ein
kurzer Exkurs:
Man unterscheidet zum einen Trockenfutter und Nassfutter.
Trockenfutter ist kalorienreicher, da es mehr Grundstoff
pro Volumen enthält.
Ein Beispiel:
Im Trockenfutter sind 10% Wasser und 90% Grundstoff.
Angenommen wir haben hier pro 100gr. 32% Rohprotein
angegeben.
Im Nassfutter sind 80% Wasser und 20% Grundstoff.
Bei dem gleichen Verhältnis wie oben (32% in 90%) hätten
wir hier in 100gr 7,11% Rohprotein.
Trockenfutter macht also schneller dick und Dosen sind
teures Wasser.
Trockenfutter sorgt wenigstens noch minimal für
Zahnabrieb (lange nicht so, wie die Werbung verspricht), dafür kommt Nassfutter
von der Konsistenz noch eher an die natürliche Nahrung ran.
Zum anderen unterscheidet man auf der Dose oder der
Trockenfutterpackung zwischen der Analyse und den Ingredienten. Basierend auf
der obigen Rechnung sind die Prozentzahlen beim Trockenfutter im Vergleich zum
Nassfutter immer um ein vielfaches höher.
Ein Trockenfutterbeispiel für die Analyse:
Das ist ein Katzenfutter, ein Hundefutter sieht aber genauso aus.
Rohprotein: 32% - Der Gesamteiweißgehalt (Energie)
Rohfett: 12,50% - Der Gesamtfettgehalt (Energie)
Rohfaser: 1,50% - stimuliert Darmtätigkeit und unterstützt
Verdauung
Rohasche: 8% - hier sind alle anorganischen Stoffe, also Vitamine
und Mineralien versammelt
Kalzium: 1,10%
Phosphor: 1%
Magnesium: 0,11%
Kupfer als Kupfer-(II)-sulfat: 10mg
Taurin: 1.000mg
Vitamin A: 12.000IU
Vitamin D3: 12.000IU
Vitamin E
(Tocopherole): 150mg
Wichtig sind nur die ersten 4 Angaben, denn alles was danach kommt
ist in die Rohasche schon mit eingerechnet.
Das IU bei den Vitaminen bedeutet International Unit.
Wer aufgepasst hat, dem wird nicht entgangen sein, dass eine
Angabe fehlt, die eines wichtigen Energielieferanten. Der
Gesamtkohlehydratgehalt muss nicht angegeben werden. Er lässt sich aber
berechnen und liegt in diesem Fall bei: 46%
Die Energielieferanten, die man für eine Energieberechnung
heranzieht, sind Eiweiß, Fett und Kohlehydrate, wobei das Fett die meiste
Energie liefert.
Proteine liefern 4kcal/100gr, ebenso die Kohlehydrate während Fett
9kcal/100gr bringt.
Daraus ergibt sich, dass 100gr unseres Beispielfutters 424,5kcal
liefern.
Mit weiteren Angaben zum Tier und einigen Formeln und Faktoren
lässt sich so errechnen, wie viel eines bestimmten Futters ein bestimmtes Tier
fressen muss, um den Tagesbedarf an Energie zu decken.
Inwieweit damit dann auch der Vitamin- und Mineralbedarf gedeckt
sind liegt daran, ob es sich um ein ausgewogenes oder ein Ergänzungsfutter
handelt.
Doch nun zum spannenden Teil, den Ingredienten:
Getreide (min 4%),
Pflanzliche Eiweißextrakte,
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (min. 4% Huhn in den
hellbraunen Stückchen, min. 4% Fleisch in der fleischigen Füllung der
Knackits),
Öle und Fette,
Mineralstoffe,
Pflanzliche Nebenerzeugnisse,
Gemüse (min 4% Karotten in den orangenen Stückchen, min. 4% Erbsen
in den grünen Stückchen)
Es gibt 2 Arten der Etikettierung für die Ingredienten.
Zum einen so wie oben bei unserem Beispielfutter.
Zum anderen bis ins letzte detailliert:
Hühnerfleisch (min 14%),
Hühnerleber,
Reis (min. 4%),
Rohfaserstoffe,
Sonneblumenöl,
Fischöl,
Fructo-Oligo-Saccharriden,
Mineralien
Diese verschiedenen Methoden bieten verschiedene Vor- und
Nachteile für den Produzenten. Das, was Mengenmäßig am meisten drin ist muss immer
als erstes stehen. Das ist in der Regel in allen Futtern Getreide in
irgendeiner Form. Doch es sind immer verschiedene Getreidesorten in jeweils
relativ kleinen Mengen drin, deshalb landen sie bei den Einzel-Angaben recht
weit hinten während das Fleisch vorne steht, bei den Gesamtgehaltangaben stehen
sie in der Regel als erstes. Aus diesem Grund verwendet man bei Nassfuttern,
die den Anschein erwecken sollen hauptsächlich aus Fleisch zu bestehen die 2.
Version, während der Konsument bei Trockenfutter allein schon wegen seiner
Beschaffenheit damit rechnet, dass da Getreide drin sein muss. Dort verwendet
man meist die erste Variante. Der Vorteil von ihr ist, dass man die einzelnen
Ingredienten wechseln oder in Anteilen verändern kann, ohne das Etikett ändern
zu müssen, solange der Gesamtanteil stimmt. Damit ist man flexibler in der
Reaktion auf die Weltmarktpreise der verwendeten Rohstoffe und präsentiert
nebenbei seinem Konkurrenten nicht öffentlich das eigene Rezept bis ins letzte
Detail.
Nehmen wir doch die Ingredientenlisten auseinander:
Getreide,
min 4% bedeutet deutlich mehr als 4%! Sonst würde es ja auch nicht vorne
stehen. Hinter „Getreide“ oder Rohfaserstoffen
kann alles stecken: Mais, Soja, Weizen, Reis, Gerste, Roggen, etc. Es ist ein
guter Kohlehydrat- und damit Energieliefernt. Soja bringt zusätzlich noch
preiswerte Proteine in die Analyse. Die nennen sich dann pflanzliche Eiweißextrakte.
Pflanzliche
Nebenerzeugnisse sind alle bearbeiteten Getreidearten, z.B.
Mehle oder gepuffter Mais. Dadurch macht man das Getreide und damit das Futter
leichter verdaulich.
Gemüse
(min 4% Karotten in den orangenen Stückchen, min. 4% Erbsen in den grünen
Stückchen) klingt ja erst mal nicht schlecht, schließlich ist Gemüse gesund.
Doch dazu müsste man erst mal zählen, wie viele orangene und grüne Stückchen in
100gr Mischung zu finden sind. Ausgerechnet auf den Gesamtgehalt an Gemüse
schrumpft der plötzlich auf eine Zahl hinter dem Komma – mit einer Null davor.
Abgesehen davon, dass die Vitamine und die Farbe des Gemüses bei
der Produktion durch die Hitze ohnehin zerstört und später künstlich wieder
zugefügt werden. Und wenn drauf steht, dass keine „künstlichen“ Stoffe
verwendet werden, bedeutet das nur, dass sie natürlichen Ursprungs sind. Wie
das Vanillin aus einem Nebenprodukt (einem Überbleibsel vom Holz) der
Papierindustrie. Hat nix mit Vanille zu tun, schmeckt aber so.
Und nicht vergessen: wir reden hier immer noch über ein Katzenfutter
… und Katzen sind reine Fleischfresser…
Fleisch
und tierische Nebenerzeugnisse (min. 4% Huhn in den hellbraunen Stückchen, min.
4 % Fleisch in der fleischigen Füllung der Knackits), mit der
gleichen Rechnung wie beim Gemüse landen wir vermutlich auf einem noch
geringeren Wert, da es sich hier um noch teurere Rohstoffe handelt.
„Fleisch“ kann sowas sein wie Hühnerfleisch
und Hühnerleber (aus
Mastbetrieben meist ein relativ preiswerter Rohstoff im Vergleich zu Schwein
und Rind) oder Schlachtabfälle. Tierische
Nebenerzeugnisse sind dann z.B. Fleischmehl, Tiermehl (darf nur in der
Nutztierhaltung nicht mehr eingesetzt werden), Knochenmehl, Fette, Fischmehl,
etc.
Diese Gruppe liefert hauptsächlich Proteine, aber auch Fette und
einige Mineralen, z.B. Calcium.
Öle und
Fette können in diesem Fall auch alles sein, tierisch und pflanzlich,
wobei hier auch pflanzlich wieder preiswerter ist. Sie liefern den Löwenanteil
der benötigten Energie.
Zucker, der in irgendeiner Weise noch hinzugefügt wird, dient als
sofortiger Energielieferant und hebt die kcal-Angabe des Futters. Außerdem gibt Karamel eine fleischige Farbe.
Vitamine und Mineralien werden als fertiger Mix hinterher dem
Futter zugefügt und untergemengt.
Da sollte man sich tatsächlich überlegen, ob man nicht das barfen
anfängt, wobei auch das seine Risiken birgt. Erst gut informieren und nicht
einfach so drauf los füttern. Da kann man noch mehr mit falsch machen als mit
einem „guten“ ausgewogenen (!) Fertigfutter.
Wirklich artgerecht sind die wenigsten Massenfuttermittel, vom
Nagetier bis zum Pferd.
Nagetierfutter ist viel zu energiereich und leicht zu kauen:
Zahnprobleme und Tierarztbesuche schon vorprogrammiert.
Pferdefutter ist oft auch zu kalorienreich, wodurch zu kurz
gefressen und zu wenig gekaut und gelaufen wird. Übergewicht, Stereotypen durch
Langeweile, Zahnprobleme und Stresskoliken sind häufige Folgen.
Hunde- und Katzenfutter besteht zu einem immensen Teil aus
Getreide. Der Hund kommt damit noch ganz gut klar, zumal wenn er hin und wieder
noch ein paar Reste vom Mittagessen abkriegt. Für die Katze ist das eher ein
Problem, denn sie ist gar nicht drauf ausgelegt. Da sind schon ein paar
Mäuschen die Nacht notwendig um wirklich den Bedarf an Artgerechtigkeit zu
decken. Und dann schreien alle wieder wegen ein paar Bandwürmern…tja, Natur ist
halt Natur.
Und die Tierfutterindustrie genau das, was ihr Name verspricht:
eine Industrie.
Hier steht mal wieder nicht das Tier sondern das Geld im
Vordergrund.
In diesem Sinne,
eure Kati
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