Hallo meine Lieben,
und alle anderen, die sich hier her verirren.
Um mich und in mir war es in den letzten Jahren sehr turbolent und ich dachte mir, um einen Überblick zu behalten, ist das hier genau das Richtige :-)

Samstag, 11. August 2012

Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde


Oder: „…auch nicht.“

Letzte Woche trieb es mich in ein beschauliches Dorf mitten im Allgäu. Zum Fuße der Zugspitze gab‘s jeden Morgen zwar weder Brezeln noch Kornspitz, dafür aber frische Semmeln.
Ihr fragt euch sicher, was ausgerechnet ich Flachlandtiroler und Meerjungfrau ohne jegliche Ortskunde freiwillig da in den Bergen mache^^
Die Antwort ist ganz einfach: ATM C-Praktikum Pferd.
Übersetzt bedeutet das so viel wie: Pferde behandeln.

Die ATM bereitet ihre Schüler in verschiedenen Praktika auf den Alltag als Tierheilpraktiker vor. Da ich Hund, Katze & Pferd mache, bedeutet das für mich 5 Praktika.
Im A-Praktikum, das es sowohl für Hund/Katze als auch fürs Pferd gibt, werden grundlegende Sachen besprochen und am Tier geübt. Vor 3 Wochen war ich zum A-Praktikum Hund/Katze bei Hannover, dort haben wir die typischen Untersuchungsgänge geübt (z.B. Zahncheck, Lymphknoten palpieren, Gelenke testen) und besprochen, worauf man so alles achten und was man beim Besitzer alles abfragen muss.
Im B-Praktikum, wovon es nur ein allgemeines gibt, werden die verschiedenen Therapien besprochen und an Patienten so weit wie möglich ausprobiert. Dazu war ich Anfang Juni in Bad Bramstedt, dort kommen dann Besitzer mit ihren Tieren ins Schulgebäude der ATM und wir dürfen uns unter Anleitungen der Dozentin dann an diesen austoben.
Im C-Praktikum, das es wieder separat für Hund/Katze und Pferd gibt, werden dann beide (im Idealfall) vorangegangenen Praktika kombiniert. Mein erstes ATM-Praktikum war das C-Praktikum Hund/Katze Mitte Mai in Bad Bramstedt und letzte Woche war ich dann beim C-Praktikum Pferd in Ohlstadt. Hier werden Patienten vorgestellt, bei denen wir das Patientenbesitzergespräch üben, eine Anamnese machen, Diagnose erstellen und Therapie durchführen können. 
Bei dem Hund/Katze-Praktikum kommen dann Patienten ins Schulgebäude, die Besitzer finden sich plötzlich mit ihrem Tier vor einer Klasse von 20 angehenden Tierheilpraktikern wieder und werden gelöchert. Zusammen wird dann unter Aufsicht des Dozenten eine Diagnose gestellt, die passende Therapie gewählt und angewendet. Bei diesem Praktikum sieht man viele verschiedene Patienten mit ebenso vielen verschiedenen Krankheitsbildern und Geschichten, das ist sehr interessant und lehrreich, zumal man eigentlich jedes bekannte Therapiekonzept, von Akupunktur über Homöopathie bis hin zu Phytotherapie mal anwenden kann.
Das Pferde-Praktikum läuft etwas anders ab. Es findet direkt auf einem Reiterhof statt und meist werden nur die eingestellten Pferde ohne Beisein des Besitzers behandelt, weil der Aufwand, Pferde zur Behandlung zu bringen zu groß wäre. Die Krankheitsbilder der Tiere ähneln sich sehr stark und dadurch werden auch oft ähnliche Therapiekonzepte angewandt.

„Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ – stimmt, solange man von dem Reiter redet.
Die meisten Pferde, nahezu 100% der Tiere, die wir im Praktikum hatten, haben Probleme im Bewegungsapparat und diese äußern sich grundsätzlich im Rücken. Schon ein falsch beschlagener oder schlecht geschnittener Huf kann zu Rückenproblemen führen, indem das Pferd schief steht und läuft und zur Kompensation den Rücken fest oder das Becken schief stellt. Wenn dann noch ein Reiter drauf sitzt, wohlmöglich selbst noch schief, ist das mit dem Glück der Erde so eine Frage. Zumal das Pferd sehr beanspruchte Gelenke in den Extremitäten hat und jede Lahmheit die entstehen kann sich meist bis auf den Rücken auswirkt.
Bei Problemen im Bewegungsapparat greift man meistens zur Akupunktur und in jedem Fall sollte man auch einen Osteopathen und/oder Physiotherapeuten hinzuziehen, um Blockaden nachhaltig zu lösen und weg zu trainieren. Dass auch der Beschlag und der Sattel stimmen müssen, sollte selbstverständlich sein und unterstützen kann man auch hier noch mit Phyto.
Die zweite große Baustelle, die es bei Pferden gibt ist der Atmungsapparat, wo man meistens mit Kräutern oder homöopathisch ran geht und zu guter Letzt gibt’s da auch noch den Verdauungsapparat, der schon mal mit einer Kolik quer schießt. Aber das eine schließt das andere ja nicht aus.
Wenn man ein Pferd nadelt merkt man sehr schnell, wenn man die richtigen Punkte erwischt hat. Das Pferd verfällt einem beneidenswerten „Chill-dein-Leben“-Trip, die Augen gehen auf Halbmast, die Unterlippe hängt herab oder es fängt an genüsslich zu schlecken, alles in allem völlige Entspannung mit einem ultimativen „Scheiß-egal“-Gefühl, dem auch 1000 nervige Fliegen nichts anhaben können.
Wird das Tier wieder aufmerksam, kann man die Nadeln ziehen und meist stellt sich eine schnelle Verbesserung der Probleme ein.

Manchmal ist es schon erstaunlich, wie lange Tiere Probleme kompensieren können und noch erstaunlicher ist, dass sie versuchen, sich selbst zu behandeln. Hunde und Katzen belecken, Pferde beknabbern oft Meridiane und Akupunkturpunkte intuitiv, die wir als Therapeuten nadeln würden, um sich selbst zu helfen.
Davon sollte sich Mensch mal eine Scheibe abschneiden, statt für jeden quersitzenden Furz direkt den Notarzt zu rufen.

In diesem Sinne,
eure Kati.

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