Hallo meine Lieben,
und alle anderen, die sich hier her verirren.
Um mich und in mir war es in den letzten Jahren sehr turbolent und ich dachte mir, um einen Überblick zu behalten, ist das hier genau das Richtige :-)

Samstag, 27. Juli 2013

Die erste Woche im Aquarium



Oder: „Nur noch 2 Wochen auf der Insel“

Heute hab ich einen ganz relaxten Strand-Tag gemacht und den hatte ich auch dringend nötig!
Meine Beine fühlen sich an wie Kaugummi bei 35°C^^

Die letzte Woche war meine erste Woche in der Aquariums-Abteilung. Das bedeutete in den ersten Tagen nur in einem Affenzahn bei gefühlten 40°C hinter irgendjemandem her rennen. Inzwischen darf ich auch schon in dem einen oder anderen Becken nach Anleitung selbst füttern und bestimmte Backstage-Becken sauber machen. Was bei der Hitze eigentlich eine Wohltat sein könnte…wenn das Wasser nicht auch tropische Temperaturen hätte, so wie sich das bei tropischen Fischen gehört.
Backstage sind die Quarantäne-Becken mit neuen oder verletzten/kranken Fischen und außerdem jede Menge Pumpen und Filter. Dementsprechend groß ist das Gelände und laut und warm ist es auch. Sich zu unterhalten, geschweige denn innovatives, spanisches Englisch zu verstehen ist entsprechend schwierig. Aber mit Händen, Füßen und viel Spaß kriegen wir das ganz gut hin.
Die erste Woche ist immer sehr anstrengend: neue Leute, viel neue Info, was ganz anderes als bisher und zusätzlich noch sehr viel Laufarbeit.

Ich hab auch schon ein paar Lieblinge, sowohl menschliche als auch fischige.
Im humanen Bereich wurde ich offenbar als kleine Schwester adoptiert, die man toll zanken kann, aber ich weiß mich zur Wehr zu setzen. :D
Ich habe ja grundsätzlich keine Angst vor Tieren. Respekt, natürlich, aber keine Angst. Aber ich muss ehrlich sagen: Moränen sind schon echt gruselig. Da muss ich mich wirklich zusammenreißen^^
Quelle: Google
Richtig süß sind Igelfische, euch vielleicht eher bekannt als Kugelfische. In der Quarantäne sitzt ein ganz kleines Igelfisch-Baby, das drauf reagiert, wenn man auf der anderen Seite der Scheibe steht.
Dann kommt es angeschwebt wie ein Raumschiff und wartet auf seine Muschel und wehe man versucht’s mit was anderem. Alles andere als Muschel wird wieder ausgespuckt und entrüstet angeschaut. Diese Tiere können erstaunlich groß werden und wenn sie Hunger haben stellen sie ihre Stachel auf.
Außerdem bin ich zum Rochenfan mutiert. Diese Tiere fand ich schon immer total faszinierend und es war immer ein Traum, sie mal zu berühren. Traum erfüllt. Ich durfte sogar einen ausgewachsenen amerikanischen Stachelrochen eigenständig mit der Hand füttern. Ein Rochen fühlt sich ein bisschen an wie durchtrainierter Wackelpudding. Aber die haben ganz schön scharfe Zähne, also immer schön mit der flachen Hand füttern, ganz so wie von Mama gelernt. Funktioniert nicht nur bei Rehen.

Bei den Haien allerdings greifen wir dann doch auf Futterzangen zurück. Im großen Haibecken, durch das der Tunnel geht, gibt es drei verschiedene Haiarten:
die zwei Leopardenhaie Marylin und Sinatra, 5 Ammenhaie und 5 Riffhaie (deren Namen so exotisch sind, dass ich mir nur ein paar merken konnte). Für jeden Hai wird notiert wie viel er gefressen hat, sodass man den Überblick behalten kann.
Für die Fütterung werden die Pumpen ausgestellt, damit das Wasser ruhig ist und man die Tiere gut erkennen und auseinander halten kann. Dadurch konnte ich die Haie das erste Mal richtig gut von nahem sehen, ohne die Scheibe des Tunnels dazwischen. Das sind wirklich beeindruckende Tiere. Wenn man sie im Aquarium sieht, wirken sie doch irgendwie unwirklich, doch wenn sie einen halben Meter neben einem auftauchen um nach Futter zu schauen oder nur Hallo zu sagen, ist das alles andere als unwirklich. Sie sind beeindruckend groß und sehen von oben viel freundlicher aus als aus dem Tunnel heraus. Vor allem die Ammenhaie erinnern eher an einen Wels als an einen Hai.
Mir ist auch aufgefallen, dass sie sehr sozial sind, zumindest die Ammenhaie. Denn der älteste der Gruppe, Edgar, 40 Jahre alt, liegt eigentlich nur am Grund rum und scheint blind zu sein. Damit er frisst wird er auch schon mal mit einer langen Stange am Boden gefüttert. Mindestens einer der anderen Haie liegt meist neben ihm und gestern tauchte er sogar zur Fütterung auf. Immer in Geleitschutz von mindestens einem, meistens 2 anderen der Gruppe. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber so etwas finde ich immer wieder beeindruckend. Die Bindungen und Fürsorge, die Tiere füreinander entwickeln, sogar Haie denen man so was erst mal gar nicht zutraut. 

Der Reiz der Aquariums-Abteilung liegt nicht nur in den exotischen Tieren, zu denen man sonst keinen Kontakt bekommen könnte, sondern auch darin, dass jeder Teich und jedes Becken im Park, in dem Fische beheimatet sind, unter ihre Zuständigkeit fällt. Dadurch muss man zwar nicht nur in der Abteilung selbst sehr viel und schnell laufen, dafür sieht man aber den ganzen Park. Auch Ecken, in die man sonst so niemals rein käme. So habe ich z.B. das Becken im Jaguargehege gesäubert (war bestimmt ein Bild für die Götter), war dabei als die Fische in den Becken im Pinguinarium bei den Humboldtpinguinen und den Papageientauchern gefüttert wurden (komisches Gefühl, durch 1000 Flure und Treppen zu laufen und plötzlich unverhofft auf der anderen Seite der Scheibe zu stehen :D ) und war dabei, als die Kois im Thai-See gefüttert wurden.

Morgen werde ich im Park an der Discovertour teilnehmen, wenn ich noch einen freien Platz ergattere, um etwas mehr Hintergrundinfos zu den einzelnen Tieren zu kriegen und auch in andere Departments zu schnuppern. Ich hoffe ja auch eine Backstage-Gelegenheit bei den Orcas.

In diesem Sinne,
eure Kati

Freitag, 19. Juli 2013

Halbzeit auf der schönsten Insel



Oder: „Mit je mehr Tieren man in Kontakt kommt, umso tiefer wird der Respekt für das einzelne Tier. Und es ist quasi unmöglich, diesen Respekt wieder zu verlieren.
Bei Menschen sieht das hingegen ganz anders aus. Mit je mehr Menschen man in Kontakt kommt, umso schwieriger wird es, den Respekt vor dem Einzelnen zu behalten.“

Diese Feststellung ist das Fazit meiner letzten 3 Wochen Arbeit in der Loro-Show.
Es ist unglaublich, wie Menschen sich in Massen verhalten. Man kennt ja die üblichen Vorurteile, aber dass diese tatsächlich so zutreffen hätte ich dann doch nicht erwartet. Da haben die Leute keine 2 Sekunden Zeit, bis man das Absperrseil weggenommen hat, sondern klettern drüber, während man es wegnimmt. Oder sie ignorieren abgesperrte Bereiche gleich ganz, weil man da ja 2cm mehr von der Bühne sehen kann. Der Müll wird natürlich nicht mit rausgenommen, sondern so versteckt, dass man ihn tatsächlich suchen muss um aufzuräumen. Ganz zu schweigen vom fehlenden Respekt den Tieren gegenüber. Natürlich erscheinen die in der Show alle ganz lieb und zahm und die Gäste sehen auch nicht, dass die auch zwicken. Aber einem Hyazinth-Ara ungefragt ins Gesicht vor den riesen Schnabel zu langen, kann ziemlich böse ausgehen. Und dann wären sicherlich die Trainer Schuld, dass das Tier schnappt.
Besagter Hyazinth-Ara hat mir übrigens ne ganz schöne Narbe verpasst, als ich mal unachtsam war. Und sie hat mich heute als „Hexe“ beschimpft (wörtlich, auf Spanisch). Und doch fällt mir der Respekt vor ihr sehr viel leichter als vor dieser Horde Menschen.
Man muss wirklich aufpassen, dass man den Respekt vor dem Einzelnen nicht verliert, wenn man es in so kurzer Zeit mit so vielen so unterschiedlichen Menschen in so anderer Stimmung zu tun hat.

Heute Morgen sind uns doch tatsächlich die Papageien ausgebrochen.
Vor der Delfinshow im Delphinarium gibt es eine Free Fly Show mit dem Ara Motchi und einer Handvoll Papageien. Diese fliegen quer über das Becken von einem Teil des Teams zu dem anderen, der im Publikum steht (ich immer schon mit gelbem Fähnchen, damit die Vögel uns auch finden). Allerdings waren heute Kräne im Loropark unterwegs, mit denen irgendwelche Pflanzen weggemacht wurden. Diese Maschinen waren ziemlich laut und statt uns in der Flugshow anzufliegen, waren die Vögel irritiert als sie mitten im Flug plötzlich angingen und die Papageien sind stiften gegangen. Auch Motchi kam nicht mehr zurück sondern rettete sich in eine Palme und entdeckte wie toll klettern ist. 
Der Hyazinth-Ara Motchi - Unser Ausreißer des Tages
Danach konnten ihn auch Erdnüsse nicht mehr von seinem Abenteuerspielplatz locken. Unser Problem war, dass die neuen Showzeiten so eng getaktet sind, dass wir eigentlich gar keine Zeit und Ruhe hatten, die Vögel wieder einzufangen (früher oder später kommen die alle von alleine zurück, weil sie sehr auf die Trainer bezogen sind). Also sind Ari und ich wieder runter ins Loro-Show-Gebäude und haben die nächste Runde Gäste reingelassen und gehofft, dass das Team rechtzeitig wieder da war. Ging grade nochmal gut.

Seit Montag gibt es neue Showzeiten im Loropark. Das Loro-Team, das Delfinteam und das Orcateam haben jeweils eine Show mehr am Tag, bei den Orcas sind‘s jetzt 4 Shows am Tag, bei den Delfinen sind‘s 5 und das Loroteam muss jetzt 7 Shows am Tag meistern, plus 5 x Free Fly am Tag vor der Delfinshow (die Zeiten überschneiden sich meistens) und das Kino im Park wird auch von diesem 8 Frau starken Team betreut (9 Vorstellungen am Tag). Zwischen den Loroshows liegt immer nur eine Stunde, wobei 50 Minuten für Vorbereitung, Show und Nachbereitung draufgehen. Mindestens 4 Leute werden pro Loroshow gebraucht, dann ist es allerdings sehr stressig, 1 muss permanent im Kino sein und für die Freefly Show im Delfinarium sind mindestens 2 Chicas von Nöten. Die letzte Woche war dementsprechend anstrengend, weil kaum Zeit für alles Übrige bleibt (Versorgung, Training, durchatmen). Aber: Ich hab das als DJane mit der Showmusik jetzt voll drauf^^

Es ist sehr schade, dass meine Zeit im Loroteam schon vorbei ist, denn die Mädels sind hier in kürzester Zeit meine Teneriffa-Familie geworden. Alle ein kleines bisschen verrückt, die perfekte Dosis Heimat. Ich habe mich aber verewigt: Wir haben fleißig geübt und wenn von euch einer in der Show mal die Sätze: „Ein Puzzle mit den 7 kanarischen Inseln“, „Ein kaputter Reifen“, „Und Macario trinkt jetzt eine Pepsi“, „Unser Mathematiklehrer“, „Paco, wo biiiiiist du?“, „Die Blutabnahme macht man unter dem Flügel“ oder „Und so feilt man ihre Krallen“ hört, dann denkt an mich!
Der Deutschunterricht hat uns allen jedenfalls wahnsinnig viel Spaß bereitet!

Ab Montag bin ich dann jetzt den ganzen Tag im Aquarium. Bisher war ich da morgens 2 Stunden lang und hab Fisch geschnippelt. Ich fand das perfekt. Wenn man mir ein scharfes Messer gibt, bin ich happy und in der Fischküche gibt’s ganz scharfe Messer. Dort haben wir allmorgendlich kiloweise verschiedenen Fisch, Muscheln, Gambas und Calamari in die verschiedensten Größen geschnitten. Von fast püriert für die Größe Neon bis zu nur geköpft für die Haie. Und Fische filetieren kann ich jetzt auch. Das ist die perfekte Morgenmeditation für mich Morgenmuffel, zumal es in der Aquariumstechnik auch noch viel zu laut zum Reden ist.

Mein erster näherer Kontakt mit den Tieren, abgesehen von den Futtertieren (bei denen ich gemeinerweise an den kleinen Tintenfisch aus Findet Nemo denken musste, fand ich selbst was fies^^), war heute Morgen mein Flirt mit einem Rochen im Quarantänebecken. Ich hoffe auf mehr solche Begegnungen in den nächsten Wochen, denn mich fasziniert das Element Wasser mit seinen Bewohnern einfach schon von klein auf.

Am Dienstag war ich hier auf einem erzkatholischen Fest, bei dem eine Madonna auf Meer rausgefahren und abends wieder rein- und in eine Kirche gebracht wird. Alles mit Prozession, wie es sich für die katholische Kirche so gehört. Das war’s dann aber auch schon mit dem erzkatholischen. Also geschockt war ich jetzt nicht direkt, nur als Absolventin des Mädchenqymnasiums mit dem XL-T-Shirts-Zwang bei Spagettiträger-Top-Trägerinnen, war ich doch leicht irritiert. Denn schon als ich mit der Lorobahn gegen halb 6 Uhr vom Park zurück in die Stadt gefahren bin, kamen mir lauter halb nackte Menschen mit Bier in der Hand entgegen. Gegen halb 9 bin ich dann runter zum Plaza del Charco, direkt am Hafen, wo die Madonna ankam, und hab mich dort mit Merche (meine Kollegin aus‘m Aquarium) und ihren 2 Freundinnen getroffen. Merche war schon mehr als gut dabei, mit Eis, ner Flasche Vodka und einer Tüte Saft im Kühlrucksack, bekam ich erst mal nen halben Liter Drink mit nem viertel Liter Vodka gemacht. Gott sei Dank war Merche schon so gut dabei, dass sie gar nicht gemerkt hat, wie ich ihr den selbst angedreht hab. Kein Bock auf die ständig wiederkehrende Diskussion, schon garnet auf gebrochenem Englisch mit ner Betrunkenen.
Kleidungstechnisch hatte ich mich mit Hotpants und Top perfekt angepasst, ansonsten hätte ich mich ernsthaft zu angezogen gefühlt. Die Jungs liefen eh bloß in Hose rum, konnten sich das aber tatsächlich alle leisten. Alle trainiert und schön braun, durchweg das perfekte spanische Klischee.
Und dann ging‘s zu viert ab ins Gewühl (es war so voll wie bei der Annakirmes zum Feuerwerk), und wir haben es tatsächlich geschafft uns nicht zu verlieren. Merche scheint halb Puerto de la Cruz zu kennen, bzw. den männlichen Teil unbedingt kennen lernen zu wollen. Irgendwann hab ich aufgehört zu zählen, wie viele halbnackte, gutaussehende Spanier mich abgeknutscht und begrabbelt haben.
Ich denke Annes Vergleich mim Ballermann dürfte die Sache treffen, Spanien ist eben Spanien :D
Die Mädels haben bis 4 Uhr gefeiert, ich hab mich allerdings noch vor Mitternacht verdünnisiert. Zum einen waren alle furchtbar betrunken (bei meinen Leuten ist mir das immer ziemlich schnuppe und solange ich mit denen unterwegs bin, sind mir drum herum auch alle anderen egal, aber unbekannte Betrunkene sind nüchtern allein doch ziemlich anstrengend) und zum anderen musste ich am Mittwoch wieder um 6 aufstehen und war sowieso durch die Showzeiten-Änderung schon ziemlich k.o.

Mal schauen, was das Wochenende so bringt. Auf jeden Fall erst Mal meinen Beinen etwas Ruhe gönnen und Energie tanken. Am Sonntag geht’s vielleicht mit Ari los nach La Laguna oder so.

In diesem Sinne,
eure Kati

Mittwoch, 10. Juli 2013

Halbzeit bei den Loros



Oder: „Die Blutabnahme macht man unter dem Flügel“

Kaum zu glauben, jetzt bin ich schon 11 Tage hier und meine Zeit bei den Papageien ist auch schon zur Hälfte rum. Die Zeit vergeht hier wirklich wie im Fluge. Inzwischen kriege ich die Musik in der Regel fehlerfrei hin und treffe die meisten Einsätze. Schwierig wird’s dann, wenn ich nebenbei noch deutsch-englisch-niederländisch Unterricht gebe. Ich bringe den Mädels, die null Deutsch können, Teile ihrer Show auf Deutsch bei. Das ist ziemlich lustig, ihr glaub gar nicht, wie viel Mühe der Satz „Die Blutabnahme macht man unter dem Flügel“ kostet und wie viel Spaß „ein kaputter Reifen“ bringen kann (letzteres erinnert wohl in Spanisch an eine ziemlich heftige Beleidigung).

Ich durfte jetzt auch schön öfter die Kleinsten der Kleinen (frisch geschlüpft bis einige Wochen alt) mit einer Spritze füttern. Hygiene ist hier das große Stichwort. In der Babystation geht’s zu wie auf einer Intensivstation mit extra Klamotten, Überziehern über den Schuhen und Handschuhen. Jeder Vogel kriegt ne frische Spritze und sein eigenes Futter. Der Loropark hat da eigens entwickelte Mischungen für die verschiedenen Arten. Und dann wird den Schreihälsen der Kropf gefüllt wie Mutti es tun würde.
Ansonsten wird in der Babystation viel geputzt und desinfiziert, aber immer in engem Kontakt mit den Tieren.
Manchmal auch etwas zu eng. Ein blödes kleines Lori-Kind kennt genau den Ausgang und kämpft wild entschlossen jedes Mal um die Freiheit, wenn man den Käfig öffnet um zu füttern. Der schwarze Fratz wehrt sich dann mit Leibes- und Schnabelkräften um bloß nicht zurück zu müssen, sehr zum Leidwesen meiner Finger.

Hättet ihr gedacht, dass eine Papageienzunge wahnsinnig geschickt, sanft, trocken, ganz weich und warm ist?
Ich bin da jedes Mal wieder von fasziniert und stopfe die Liebsten mit Erdnüssen voll, nur um über ihre Zungenarbeit und -beschaffenheit staunen zu können. Aba psssst! ;)

Überhaupt ist die Papageienabteilung nicht sehr Fingerfreundlich, denn nicht jeder nimmt da die gleiche Rücksicht. Es gibt da die ganz Vorsichtigen und Sanften, die mit der Zunge tasten und gezielt mit dem Schnabel nehmen. Und es gibt die rabiaten Schnappnattern, wo man wirklich aufpassen muss, sonst sind die Finger ab.
Aber mein Zeigefinger sieht schon wieder erstaunlich gut aus, zuhause wär das sicher nicht so gut verheilt. Der Nagel wird wohl ordentlich blau werden, aber dran bleiben.
Samstag hatte ich die Sonne kräftig unterschätzt und mir meine gesamte Rückseite ordentlich verbrannt (wirklich nicht sehr angenehm!), aber auch das bessert sich stetig.
Der Muskelkater ist auch weg und ich werde jeden Morgen schneller auf meinem Weg zur Arbeit.

In dem Loro-Show-Team fühle ich mich echt wohl. Die 7 Mädels sind alle ein bisschen bescheuert und haben mich sofort offen aufgenommen. Es ist fast wie eine kleine Familie.
Und ich komme in ganz viel Kontakt mit ganz vielen verschiedenen Menschen. Wobei ich manchmal schon erstaunt bin, wie sich der gemeine Tourist so verhält und auch, wie er sich kleidet.

2 der Mädels haben mir angeboten, Ausflüge mit mir zu machen und mir die Insel zu zeigen. Das nehme ich natürlich sofort gerne an, mal schauen wo wir landen und was wir erleben. Ihr werdet es sicher erfahren und sehen.

In diesem Sinne,
eure Kati

Freitag, 5. Juli 2013

Schon eine Woche rum – nur noch 5 übrig



Oder: „Mir ist ein zickiges Papageienmädchen um Welten lieber als ein verrückter, aufgeblasener Gockel!“

Die letzte Woche war echt verdammt aufregend, aber mal in Ruhe der Reihe nach:

Die Wochen bevor ich abgeflogen bin waren auch schon recht stressig, denn das Semester ging zur Neige und jede Menge Berichte wollten geschrieben und pünktlich abgeliefert werden. Die Examen in der Woche vor meinem Abflug waren da schon fast Erholung. Die Ergebnisse stehen zum Teil noch aus und zum Teil sind die Punkte schon eingesammelt. Aber wie auch immer, jetzt bin ich hier und alles andere ist zweitrangig.
Donnerstags hat Mama mich nach der letzten Klausur mit meinem halben holländischen Hausstand in Dronten eingesammelt, sodass wir abends zuhause waren. Freitag war dann die einzige Gelegenheit den holländischen Hausstand wieder in den deutschen einzugliedern und alle Sachen zu packen, die mit nach Teneriffa sollten.
Zeit dazu hatte ich bis zum späten Nachmittag, denn dann ging’s zum Abiball von meiner Süßen: fotografieren.
Samstagsmorgens ging’s dann mit Anne in die City allen fehlenden Krams besorgen und endlich mal wieder ausgiebig quatschen, weil wir ja so selten Kontakt haben.
Nachmittags haben wir dann den 21. (oh mein Gott!) Geburtstag von meinem kleinen Brüderchen gefeiert.

Ich hab dann mehr oder weniger freiwillig die Nacht durchgemacht, weil an Schlaf nicht zu denken war und um halb 4 ging’s dann mit gepackten Koffern und Bordkarte in der Tasche auf zum Flughafen.
Um Punkt 6 hob ich dann mit einem Flieger voller Holländer und der Befürchtung, dass mein Englisch noch grauenhafter wird, pünktlich ab. Seit dem ich niederländisch spreche, ist es unglaublich schwer auf Englisch umzuschalten, weil ich die holländischen Wörter automatisch im Kopf hab und sie ausgesprochen sind, bevor ich’s überhaupt gemerkt hab. Doch hier in der Praxis geht das erstaunlich gut, vllt. auch deshalb, weil mein Viertel-holländisches-Englisch immer noch sehr viel besser ist als das spanische Englisch meiner Teammitglieder.
Ich bin früher als geplant um halb 10 kanarischer (halb 11 deutscher) Zeit auf dem Süd-Flughafen von Teneriffa auf einer Landebahn direkt neben dem Meer gelandet und das erste, was ich neben dem Meer sah waren die Palmen. So konnte es weiter gehen!
Mein Koffer war dann der dritte (wenn’s einmal läuft, dann läuft’s) und ich bin raus in die kanarische Sonne und ab zur Touristeninfo. Hier konnte ich dann mein Englisch auch direkt testen und das Mädel war froh ihr Deutsch testen zu können, das sie im Studium gelernt hatte. Bepackt mit einer genauen Karte Puerto de la Cruz‘ und der Info welchen Bus ich nehmen muss, wo der abfährt und wann habe ich mich dann 1,5 Stunden mit einem guten Buch in die Sonne gesetzt und auf meinen Bus gewartet.
Schließlich saß ich dann irgendwann im richtigen Bus, fuhr durch den kargen Süden der Insel, erkannte einiges wieder und hatte auch erfolgreich Kontakt zu Marta, meiner Kontaktperson vom Loropark und meiner Wohnung, aufgenommen. Sie holte mich zusammen mit ihrem Sohn vom Busbahnhof ab und bei der Gelegenheit durfte ich mich direkt schon mal dran gewöhnen, dass man sich in Spanien abknutscht. Vor allem dann, wenn man sich vorstellt. Küssen rechts – Küssen links, das hab ich jetzt voll drauf!^^

Im Appartement angekommen stellte sich heraus, dass es schöner beschrieben war als es ist, aber das hatte ich erwartet. Es ist funktionell und sicher, mit eigenem Sicherheitsmann im Haus. Ich hab’s mir auch schon gemütlich gemacht, die 2 Betten, habe ich in eine Matratzenlandschaft verwandelt, den deutschen Fernseher passend ausgerichtet, alles geputzt und mein Zeug überall verteilt. Die Lage könnte nicht besser sein. Mitten in Puerto de la Cruz, gegenüber der KöPi-Bar in der wir vor 10 Jahren mit Tante Bärbel gesessen haben. 50m zum Shoppingcenter mit Supermarkt, 70 bis zum Strand. Nur der Weg zum Loropark ist leider sehr weit. Ich muss jeden Morgen 3,5 Kilometer laufen. Dazu gehe ich durch die Fußgängerzone am Meer entlang, vorbei an der Kirche in der wir 2002 zu Weihnachten waren. Einmal durch den Ort ans Meer, runter an den Strand und dort am Strand die gesamte Bucht entlang. Wenn ich den Strand verlasse bin ich schon fast da. Ich muss am Haupteingang vorbei, einmal um den Park rum den Berg hoch und durch den Hintereingang rein.

Diesen Weg habe ich mir dann Sonntags noch gesucht, ich bin mit der Lorobahn, einer Bimmelbahn die von Puerto (von einem Platz nicht weit von meiner Wohnung) in den Park fährt, zum Park gefahren, habe mir den Hintereingang gesucht und bin den ganzen Weg wieder zurück gelaufen. Dann war ich noch einkaufen (das Shoppingcenter war Gott sei Dank auch sonntags geöffnet) und habe die Wohnung und den Kühlschrank mit dem wichtigsten ausgestattet. Nach meinem persönlichen Wach-Rekord von 36 Stunden bin ich dann aber ziemlich tot ins Bett gefallen und am nächsten Morgen um 6 ging das Abenteuer erst richtig los.
Die ersten 3 Wochen, wovon die erste jetzt schon rum ist, bin ich in der Papageienabteilung.
Morgens bin ich von 8 bis 10 in der Babystation. Hier werden die kleinen, gerade geschlüpften Papageien aller Art groß gezogen. Hier putze ich hauptsächlich die Käfige, desinfiziere die Brutkästen in denen die Kleinsten sitzen und füttere die Älteren.

Gegen 10 gehe ich dann rüber zur Loroshow. Das ist das Gebäude, das jeder, der schon einmal im Loropark war aus den Papageienshows kennt. Hier müssen die Tiere versorgt werden, die Hauptaufgabe ist allerdings das Ausrichten der Shows. Dazu zählen für mich das Einlassen der Gäste und das Abspielen der passenden Musik zu den Nummern.
Beim Einlassen der Gäste wird mein Sprachtalent echt gefordert. Innerhalb von 10 Minuten muss ich da zwischen spanisch (was erstaunlich gut klappt, wahrscheinlich durch meine Französisch- und Lateinkenntnisse, un poquito espanol versteh ich schon), englisch, deutsch, französisch und niederländisch schalten. Bei russisch und tschechisch gebe ich mich aber geschlagen und versuch’s mit englisch, Händen und Füßen.^^
Die Musik klappt auch immer besser. Ich muss mich sehr konzentrieren, weil die Show größtenteils auf Spanisch ist. Jetzt, wo ich sie langsam wirklich gut kenne (5 Shows/Tag wo ich mitwirke) und weiß, wann welche Musik wie gespielt werden muss, wird es immer leichter, aber fehlerfrei hatte ich‘s bisher leider noch nicht. Aber fast^^

Die Vögel haben alle unterschiedliche Charaktere. Von total verschmust (und absolut niedlich, so ein riesen Ara der sich an deinen Hals kuschelt :D ) bis zickige Schnappnatter (mein Zeigefinger hat Bekanntschaft mit ‘nem Ara-Schnabel gemacht, es war ein teurer Schnabel, von daher fühle ich mich geehrt, auch wenn es ziemlich hässlich aussieht) ist alles dabei. Und es ist auch absolut nicht ungewöhnlich, beim Kehren unter den Käfigen „Selbst“gespräche zu führen. Irgendeiner antwortet immer.

Feierabend habe ich jeden Tag um 17:00 (18:00 Uhr deutscher Zeit). Das ist ziemlich anstrengend. Zum einen körperlich, weil ich das ja überhaupt nicht gewohnt bin. Die lange körperliche Arbeit, die viele Bewegung, die Meeresluft und die Sonne machen ziemlich müde. Zudem hab ich noch heftigen Muskelkater in den Beinen. In den letzten Wochen habe ich ja nur rumgesessen und Berichte geschrieben und bin höchstens mal mit dem Rad einkaufen gefahren und jetzt laufe ich jeden Tag etwa 10 Kilometer Berg auf Berg ab. Aber langsam sieht das, was ich da veranstalte auch wieder wie gehen aus :D

Und mental ist es auch sehr anstrengend. Ich lerne quasi nebenbei etwas spanisch und es sind sehr viele neue Eindrücke und Anforderungen, die in kürzester Zeit auf mich einprasseln und erwartet werden. Meine gute Beobachtungs- und schnelle Auffassungsgabe helfen mir zwar dabei die sprachlichen Defizite auszugleichen, aber gleichzeitig kosten die auch viel Energie für Konzentration.
Mit anderen Worten: Ich komme nach Hause, dusche, esse und falle ins Bett. Noch.

Heute durfte ich zum ersten Mal tatsächlich ein paar Papageienbabys mit Spritze füttern. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, weil die Vögel mit über 10.000 € nun wirklich sehr kostbar sind. Aber offensichtlich habe ich mich doch ganz geschickt angestellt.
Außerdem hatte ich zum zweiten Mal das Vergnügen als Landeplatz während der Delfinshow (vorher gibt’s ne FreeFly Show mit den Papageien) zu dienen. Ich war wohl bequemer als die Glatze des nächstsitzenden Herren, außerdem hatte ich Erdnüsse in der Tasche.
Ich helfe auch beim Training schon mit und habe dabei heute den Kakadu Bruno zu mir kommen, landen und wieder wegfliegen lassen. Dementsprechend sehen meine Arme auch aus.
Aber wenn ich nicht in meinen letzten 3 Wochen von nem Hai gebissen oder nem Rochen angegriffen werde, werde ich wohl heile wieder nach Hause kommen. Und fit. Und braun.

Am Wochenende ist Ausspannen angesagt. Es ist auf jeden Fall wird’s einen Strandtag geben! Wenn das Wetter so bleibt wie jetzt dann wohl morgen. Und am Sonntag dann mal schauen, entweder nochmal gemütlich Strand und ein bisschen Innenstadt bummeln, nicht umsonst ist Puerto de la Cruz neben Paris und Budapest eine meiner Lieblingsstädte. Oder aber ich statte dem Loropark und meinen Kolleginnen mal einen Touristenbesuch ab, schaue mir die Shows an (alle bis auf die Loroshow! :D ) und knipse ein paar neidisch machende Fotos.

Denen, die sie haben schöne Ferien!

In diesem Sinne,
eure Kati