Hallo meine Lieben,
und alle anderen, die sich hier her verirren.
Um mich und in mir war es in den letzten Jahren sehr turbolent und ich dachte mir, um einen Überblick zu behalten, ist das hier genau das Richtige :-)

Freitag, 19. Juli 2013

Halbzeit auf der schönsten Insel



Oder: „Mit je mehr Tieren man in Kontakt kommt, umso tiefer wird der Respekt für das einzelne Tier. Und es ist quasi unmöglich, diesen Respekt wieder zu verlieren.
Bei Menschen sieht das hingegen ganz anders aus. Mit je mehr Menschen man in Kontakt kommt, umso schwieriger wird es, den Respekt vor dem Einzelnen zu behalten.“

Diese Feststellung ist das Fazit meiner letzten 3 Wochen Arbeit in der Loro-Show.
Es ist unglaublich, wie Menschen sich in Massen verhalten. Man kennt ja die üblichen Vorurteile, aber dass diese tatsächlich so zutreffen hätte ich dann doch nicht erwartet. Da haben die Leute keine 2 Sekunden Zeit, bis man das Absperrseil weggenommen hat, sondern klettern drüber, während man es wegnimmt. Oder sie ignorieren abgesperrte Bereiche gleich ganz, weil man da ja 2cm mehr von der Bühne sehen kann. Der Müll wird natürlich nicht mit rausgenommen, sondern so versteckt, dass man ihn tatsächlich suchen muss um aufzuräumen. Ganz zu schweigen vom fehlenden Respekt den Tieren gegenüber. Natürlich erscheinen die in der Show alle ganz lieb und zahm und die Gäste sehen auch nicht, dass die auch zwicken. Aber einem Hyazinth-Ara ungefragt ins Gesicht vor den riesen Schnabel zu langen, kann ziemlich böse ausgehen. Und dann wären sicherlich die Trainer Schuld, dass das Tier schnappt.
Besagter Hyazinth-Ara hat mir übrigens ne ganz schöne Narbe verpasst, als ich mal unachtsam war. Und sie hat mich heute als „Hexe“ beschimpft (wörtlich, auf Spanisch). Und doch fällt mir der Respekt vor ihr sehr viel leichter als vor dieser Horde Menschen.
Man muss wirklich aufpassen, dass man den Respekt vor dem Einzelnen nicht verliert, wenn man es in so kurzer Zeit mit so vielen so unterschiedlichen Menschen in so anderer Stimmung zu tun hat.

Heute Morgen sind uns doch tatsächlich die Papageien ausgebrochen.
Vor der Delfinshow im Delphinarium gibt es eine Free Fly Show mit dem Ara Motchi und einer Handvoll Papageien. Diese fliegen quer über das Becken von einem Teil des Teams zu dem anderen, der im Publikum steht (ich immer schon mit gelbem Fähnchen, damit die Vögel uns auch finden). Allerdings waren heute Kräne im Loropark unterwegs, mit denen irgendwelche Pflanzen weggemacht wurden. Diese Maschinen waren ziemlich laut und statt uns in der Flugshow anzufliegen, waren die Vögel irritiert als sie mitten im Flug plötzlich angingen und die Papageien sind stiften gegangen. Auch Motchi kam nicht mehr zurück sondern rettete sich in eine Palme und entdeckte wie toll klettern ist. 
Der Hyazinth-Ara Motchi - Unser Ausreißer des Tages
Danach konnten ihn auch Erdnüsse nicht mehr von seinem Abenteuerspielplatz locken. Unser Problem war, dass die neuen Showzeiten so eng getaktet sind, dass wir eigentlich gar keine Zeit und Ruhe hatten, die Vögel wieder einzufangen (früher oder später kommen die alle von alleine zurück, weil sie sehr auf die Trainer bezogen sind). Also sind Ari und ich wieder runter ins Loro-Show-Gebäude und haben die nächste Runde Gäste reingelassen und gehofft, dass das Team rechtzeitig wieder da war. Ging grade nochmal gut.

Seit Montag gibt es neue Showzeiten im Loropark. Das Loro-Team, das Delfinteam und das Orcateam haben jeweils eine Show mehr am Tag, bei den Orcas sind‘s jetzt 4 Shows am Tag, bei den Delfinen sind‘s 5 und das Loroteam muss jetzt 7 Shows am Tag meistern, plus 5 x Free Fly am Tag vor der Delfinshow (die Zeiten überschneiden sich meistens) und das Kino im Park wird auch von diesem 8 Frau starken Team betreut (9 Vorstellungen am Tag). Zwischen den Loroshows liegt immer nur eine Stunde, wobei 50 Minuten für Vorbereitung, Show und Nachbereitung draufgehen. Mindestens 4 Leute werden pro Loroshow gebraucht, dann ist es allerdings sehr stressig, 1 muss permanent im Kino sein und für die Freefly Show im Delfinarium sind mindestens 2 Chicas von Nöten. Die letzte Woche war dementsprechend anstrengend, weil kaum Zeit für alles Übrige bleibt (Versorgung, Training, durchatmen). Aber: Ich hab das als DJane mit der Showmusik jetzt voll drauf^^

Es ist sehr schade, dass meine Zeit im Loroteam schon vorbei ist, denn die Mädels sind hier in kürzester Zeit meine Teneriffa-Familie geworden. Alle ein kleines bisschen verrückt, die perfekte Dosis Heimat. Ich habe mich aber verewigt: Wir haben fleißig geübt und wenn von euch einer in der Show mal die Sätze: „Ein Puzzle mit den 7 kanarischen Inseln“, „Ein kaputter Reifen“, „Und Macario trinkt jetzt eine Pepsi“, „Unser Mathematiklehrer“, „Paco, wo biiiiiist du?“, „Die Blutabnahme macht man unter dem Flügel“ oder „Und so feilt man ihre Krallen“ hört, dann denkt an mich!
Der Deutschunterricht hat uns allen jedenfalls wahnsinnig viel Spaß bereitet!

Ab Montag bin ich dann jetzt den ganzen Tag im Aquarium. Bisher war ich da morgens 2 Stunden lang und hab Fisch geschnippelt. Ich fand das perfekt. Wenn man mir ein scharfes Messer gibt, bin ich happy und in der Fischküche gibt’s ganz scharfe Messer. Dort haben wir allmorgendlich kiloweise verschiedenen Fisch, Muscheln, Gambas und Calamari in die verschiedensten Größen geschnitten. Von fast püriert für die Größe Neon bis zu nur geköpft für die Haie. Und Fische filetieren kann ich jetzt auch. Das ist die perfekte Morgenmeditation für mich Morgenmuffel, zumal es in der Aquariumstechnik auch noch viel zu laut zum Reden ist.

Mein erster näherer Kontakt mit den Tieren, abgesehen von den Futtertieren (bei denen ich gemeinerweise an den kleinen Tintenfisch aus Findet Nemo denken musste, fand ich selbst was fies^^), war heute Morgen mein Flirt mit einem Rochen im Quarantänebecken. Ich hoffe auf mehr solche Begegnungen in den nächsten Wochen, denn mich fasziniert das Element Wasser mit seinen Bewohnern einfach schon von klein auf.

Am Dienstag war ich hier auf einem erzkatholischen Fest, bei dem eine Madonna auf Meer rausgefahren und abends wieder rein- und in eine Kirche gebracht wird. Alles mit Prozession, wie es sich für die katholische Kirche so gehört. Das war’s dann aber auch schon mit dem erzkatholischen. Also geschockt war ich jetzt nicht direkt, nur als Absolventin des Mädchenqymnasiums mit dem XL-T-Shirts-Zwang bei Spagettiträger-Top-Trägerinnen, war ich doch leicht irritiert. Denn schon als ich mit der Lorobahn gegen halb 6 Uhr vom Park zurück in die Stadt gefahren bin, kamen mir lauter halb nackte Menschen mit Bier in der Hand entgegen. Gegen halb 9 bin ich dann runter zum Plaza del Charco, direkt am Hafen, wo die Madonna ankam, und hab mich dort mit Merche (meine Kollegin aus‘m Aquarium) und ihren 2 Freundinnen getroffen. Merche war schon mehr als gut dabei, mit Eis, ner Flasche Vodka und einer Tüte Saft im Kühlrucksack, bekam ich erst mal nen halben Liter Drink mit nem viertel Liter Vodka gemacht. Gott sei Dank war Merche schon so gut dabei, dass sie gar nicht gemerkt hat, wie ich ihr den selbst angedreht hab. Kein Bock auf die ständig wiederkehrende Diskussion, schon garnet auf gebrochenem Englisch mit ner Betrunkenen.
Kleidungstechnisch hatte ich mich mit Hotpants und Top perfekt angepasst, ansonsten hätte ich mich ernsthaft zu angezogen gefühlt. Die Jungs liefen eh bloß in Hose rum, konnten sich das aber tatsächlich alle leisten. Alle trainiert und schön braun, durchweg das perfekte spanische Klischee.
Und dann ging‘s zu viert ab ins Gewühl (es war so voll wie bei der Annakirmes zum Feuerwerk), und wir haben es tatsächlich geschafft uns nicht zu verlieren. Merche scheint halb Puerto de la Cruz zu kennen, bzw. den männlichen Teil unbedingt kennen lernen zu wollen. Irgendwann hab ich aufgehört zu zählen, wie viele halbnackte, gutaussehende Spanier mich abgeknutscht und begrabbelt haben.
Ich denke Annes Vergleich mim Ballermann dürfte die Sache treffen, Spanien ist eben Spanien :D
Die Mädels haben bis 4 Uhr gefeiert, ich hab mich allerdings noch vor Mitternacht verdünnisiert. Zum einen waren alle furchtbar betrunken (bei meinen Leuten ist mir das immer ziemlich schnuppe und solange ich mit denen unterwegs bin, sind mir drum herum auch alle anderen egal, aber unbekannte Betrunkene sind nüchtern allein doch ziemlich anstrengend) und zum anderen musste ich am Mittwoch wieder um 6 aufstehen und war sowieso durch die Showzeiten-Änderung schon ziemlich k.o.

Mal schauen, was das Wochenende so bringt. Auf jeden Fall erst Mal meinen Beinen etwas Ruhe gönnen und Energie tanken. Am Sonntag geht’s vielleicht mit Ari los nach La Laguna oder so.

In diesem Sinne,
eure Kati

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen